Simon Weckert
Work About




Atlas of Media Thinking and Media Acting in Berlin


Programming, 2016



Website: www.MedienAtlas.com



Gespräche. Zwischen Personen, zwischen Sprecher und Zuhörer, die sich in alternierenden Rollen befinden: Derjenige, der eben noch sprach und gehört wurde, hört, wenn sich derjenige, der eben noch hörte, spricht. Beide werden von Dritten gehört, von einem Auditorium. Das Gesprochene wird aufgezeichnet, verschriftlicht, in ein Textformat überführt, das den ephemeren Charakter des gesprochenen und gehörten Wortes nivelliert. Ebenso verhält es sich mit der öffentlichen Gesprächsreihe „Forum zur Geneaologie des MedienDenkens”, die Siegfried Zielinski von 2012 bis 2015 mit ausgewählten Protagonistinnen und Protagonisten des Mediendenkens an der Universität der Künste Berlin führte.

Diese Gespräche, deren Aufzeichnung und Transkription, bilden die Grundlage für die Publikation „Zur Genealogie des MedienDenkens” (Berlin: Kadmos 2016). Sie wird von dieser Projektwebseite in digitaler Form gerahmt und ergänzt. In einem experimentellen Gestus stellt sie den Versuch dar, dass Textformat des Buches neu zu verhandeln. Die einzelnen Gespräche werden hier als offene Systemeinheiten verstanden. Deren Informationen diffundieren scheinbar rhizomatisch: sie tauchen immer wieder auf, treten in äquivalenter oder in morphologisch nur leicht abgewandelter Form wiederholt in Erscheinung und scheinen weitestgehend unabhängig von der Person, die sie artikulierte, und des spezifischen Gesprächskontextes zu existieren. Diese Beobachtung führte letztlich zu dem spielerischen und kühnen Versuch, die Informationen der geführten Gespräche am Gerüst einer Meta-Struktur neu zu orchestrieren.

Ankerpunkte dieser Meta-Struktur bilden zum Einen die sich im Gespräch entfaltenden Referenzen auf immer wiederkehrende Themen, Orte, Dinge und Personen – an ihnen verdichten sich die hintergründig stets frei flottierenden Informationen für einen kurze Zeitspanne, d.h. nur für den Moment, in dem sie für den Nutzer dieser Projektwebseite abgerufen werden. Zum Anderen dient eine Kartografie Berlins als visuelles Grundgerüst dieser Meta-Struktur, innerhalb dessen die immer wieder neu kontextualisierten Informationen verortet werden. In diesem Sinne wird der (ohnehin absurde) Versuch, starre Systematik und formale Kategorisierung in ein stetig vibrierendes und – in Anlehunng an Deleuze – „wimmelndes” Feld – nämlich der genealogischen Betrachtung des Mediendenkens – hineinzutragen, spielerisch ad absurdum geführt. Er weicht einer ebenso experimentellen wie offenen Versuchsanordnung, die Diffuses, Flüchtiges und Zufälliges nicht nur zulässt, sondern gar lanciert und letztendlich im Foucault’schen Sinne als Werkzeugkasten fungiert.

Textfragmente aus der Gesprächen der Reihe „Forum zur Genealogie des MedienDenkens” zwischen Siegfried Zielinski und Henning Schmidgen, Andreas Bröckmann, Knut Ebeling, Wolfgang Ernst, VALIE EXPORT, Geert Lovink, Sybille Krämer, Joachim Paech, Hans-Jörg Rheinberger, Nils Röller, Otto Rössler.

Forum zur Genealogie des MedienDenkens Band 1, hg. von Daniel Irrgang und Clemens Jahn (Berlin: Verlag der Universität der Künste 2014).
Forum zur Genealogie des MedienDenkens Band 2, hg. von Konstantin Daniel Haensch, Daniel Irrgang und Inger Neick (Berlin: Verlag der Universität der Künste 2014).
Zur Genealogie des MedienDenkens, hg. von Daniel Irrgang und Florian Hadler (Berlin: Kadmos 2016).


Idee & Konzept: Kilian Kottmeier, Stefanie Rau, Simon Weckert
Programmierung: Simon Weckert
Editierung: Stefanie Rau, Louise Stölting
Einleitungstext: Kristin Moellering
Bildredaktion: Louise Stölting


Entstanden im Rahmen des Seminars „Atlas zum MedienDenken und MedienHandeln in Berlin”, 2015-16, Prof. Dr. Siegfried Zielinski, Dr. Eckhard Fürlus (zusammen mit Stefanie Rau und Leon Strauch), Institut für zeitbasierte Medien, Fakultät der Gestaltung, Universität der Künste Berlin.

Berlin, 2016.